Als Anfang der 80er Jahre das Windsurfen so richtig groß wurde, hatten die Stehsegler eine Vision. Sie erkoren einen Ort namens Porto Pollo im Norden Sardineins zum Hawaii des Mittelmeers. Allerdings erschöpfte sich die Gedankenwelt der meisten Windsurfer damals darin, dass oft und viel Wind blasen sollte und so fiel unter den Tisch, dass Hawaii sich nicht nur durch die beständigen Trade Winds auszeichnete sondern vor allem ein Ort ist, an dem es gute Wellen gibt. Und Wellen sind in der von vielen Inseln umgebenen Bucht von Porto Pollo so ziemlich das letzte, was man dort findet.

Dennoch lagen sie mit der Auszeichnung zumindest für die Insel als Ganzes nicht so daneben. Es gibt kaum einen Fleck im Mittelmeer, der so konstant mit surfbaren Wellen versorgt wird. Und wir reden hier nicht nur von lokalem Windswell sondern auch von Wellen, die 1000 km über das recht tiefe Mittelmeer untwerwegs sind, bevor sie auf die unzähligen Riffe der Insel treffen.

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Der Klassiker ist dabei der Mistral, der vor allem in der Zeit von September bis April regelmäßig von der Rhone Mündung bis Sardinien runter ballert. Dabei wird es zwar auch an Sardiniens Westküste oft sehr windig, aber die Wellen werden dabei sehr schnell so groß, dass sie auch mal um ein Kap herumdrehen und dann auf einen Sideoffshore Wind treffen oder im Windschatten von höheren Klippen brechen. In der Regel läuft der Swell auch noch mindestens einen Tag nach, nachdem der Mistral vor Ort eingeschlafen ist.

Mindestens genauso gut wie der Mistral schiebt der Tramontana Wellen an Sardiniens Westküste. Dieser Wind hat im Idealfall einen Fetch von der Straße von Gibraltar bis zur Insel und das sind dann auch schon deutlich über 1000 km.

Weitere Wellenbringer sind Südwestwind auf der Vorderseite eines Tiefs und Süd bis Südostwinde (Schirokko). Bei all diesen Windszenarios gilt es die Wetterkarten genau zu lesen um die richtige Zeit für den richtigen Ort zu finden. Sehr hilfreich sind dabei die die Vorhersagen von Magic Seaweed und die Windvorhersage vom Windfinder (am besten die Übersicht für Europa nehmen um die weiter von der Insel entfernten Windsysteme zu sehen).

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Genauere Vorhersagen gibt es allerdings nur mit einem Vorlauf von maximal 3 Tagen, da das Mittelmeer halt zu klein ist und es keiner richtig lang laufende Swells gibt.

Auf Grund der so gut wie nicht vorhandenen Tiden im Mittelmeer braucht man sich zwar keine Gedanken über den richtigen Wasserstand machen, dafür sind aber die meisten Sandstrände nicht mit den sonst gewohnten, durch Tiden geformten Sandbänke gesegnet und es hat häufig nur Shorebreak. Die richtig guten Wellen laufen daher auf Sardinien über Riffen. Ausnahme davon ist diese eine Welle, die an einer Flußmündung mit vorgelagerter Lagune läuft und bei den richtigen Bedingungen J-Bay mäßige Wellen produziert. Wo die Welle genau liegt verraten wir hier aber nicht.

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Außerhalb der Sommermonate kann man auf der Insel im Mittel an 4 von 7 Tagen gut surfen. Wie überall ist das allerdings ein statistisches Mittel und es kann auch mal 2 Wochen flat sein. Dazu kommt, dass die Insel recht groß und relativ gebirgig ist und das Straßennetz vor allem durch viele Kurven geprägt ist. Mal eben so vom Nordende zum Südende der Insel zu fahren bedeutet mehrere Stunden im Auto zu verbringen.

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Um hier zu scoren gibt es zwei Möglichkeiten:

Entweder man wartet eine gute Wetterkonstellation ab und bucht sehr kurzfristig einen Flug auf die Insel (außerhab der Sommersaison bei den einschlägigen Günstigairlines gar nicht mal so teuer) und nimmt sich einen Mietwagen, in dem man zur Not auch übernachten kann. Im Winter Unterkünfte zu finden ist nämlich etwas schwierig.

Wer mehr Zeit hat sollte seinen Van mit all den Spaßmacherspielzeugen vollpacken, die so im Keller liegen (Windsurf- und Kitesurfmaterial, Katamaran, Taucher- und Schnorchelequipement, Mountainbikes, Kletterausrüstung) und sich für mindestens zwei Wochen auf den Weg machen. Auf der Insel findet man fast überall eine Möglichkeit sich mit seinem Van hinzustellen. Wenn man dann ein Auge auf die Forecasts behält schafft man es relativ stressfrei immer am richtigen Ort zu sein und kann die Zeit zwischen den Wellen bestens mit anderen Aktivitäten füllen. Außerdem bietet die Insel mehr als genug kulturelle und landschaftliche Highlights. Italienisches Essen und Weine müssen wir hier nicht weiter lobend erwähnen.

Sardegna 07 441 1000 800 80Wenn kein Wind weht ist die Insel auch ganz nett. Hier ein paar hübsche Steine am Capo Testa.

Must Sees (gegen den Uhrzeigersinn von Norden nach Süden und bei weitem nicht vollständig): Archipelago de Maddalena, Capo Testa, Stintino, Alghero, Bosa, Sinis Halbinsel, Chia, Cagliari, Capo Carbonara, die Berge an der Ostküste und auch wenn da Berlusconi und andere Großkotzerte ihre Villen haben, die Costa Smeralda).

 

Tipps:

Auch wenn die Sommermonate normalerweise flat sind kann sich der August lohnen. Mit dem verstärkten Einfluß, den die Hurricane Saison im Atlantik in den letzten Jahren auf das Mittelmeer bekommen hat, häufen sich die Tage mit fetten Wellen und sehr warmem Wasser. Da kann man dann in Boardshorts schöne Wellen surfen und sich wirklich wie auf Hawaii fühlen!

Wenn sie laufen können die Riffwellen mit atlantischen Breaks mithalten. Nimm die richtigen Bretter mit und unterschätze die Wellen nicht.

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Einen ausführlicheren Spotguide gibt's auf datrip.com. Wer etwas italienisch kann findet surfcorner.it Berichte und Bilder (auch) über Sardinien. Wie gut die Wellen vor Sardinien werden können zeigt uns Leonardo Fiovaranti in diesem Clip.


Noch mehr Tipps zum Surfen im Mittelmeer haben wir in für dich.

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Credits

Tom Frey