Endo Surf Blue Mag

Ein Gastbeitrag von enDo surf's Steffen Landgraf

Die Malediven sind uns seit 2003 ans Herz gewachsen. Einige Atolle haben wir in den Jahren schon kreuz und quer durchfahren und fantastische Wellen gesurft. Allerdings sind wir uns sicher, dass es auch auf den Malediven noch einiges zu entdecken gibt, wenn man bereit ist, die ausgetretenen Pfade zu verlassen.

Im Jahr 2011 hatten wir uns bereits mit einem Local und seinem spartanischen Doni auf die Suche gemacht. Wir hatten Tage auf hoher See überstanden, bei angsteinflößender Dünung, uns von Bananen und Keksen ernährt, im Boardbag geschlafen, um letztlich eine einzige lausige Surfsession zu erleben. Denn anschließend saßen wir tagelang im Hafen einer kleinen Insel fest.

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Das Wetter war inzwischen umgeschlagen und machte es unmöglich, mit dem Boot den Hafen zu verlassen. Letztlich mussten wir mit einem Frachtschiff zurück in die Hauptstadt Male, um noch rechtzeitig unseren Rückflug zu erwischen. Aber das Potential lag vor unseren Augen und in der Ferne ließen Weißwasser und Dünung einiges erahnen. Der Explorer Trip war damit auf der To-Do Liste.

Es sollte allerdings ein paar Jahre dauern bis wir endlich das Zeitfenster dafür gefunden hatten. Unser Plan war mit unserem enDo surf Boot kurz im Nord Male Atoll zu bleiben und uns dann direkt auf die Suche nach neuen Wellen zu machen. Alles schön geplant, aber leider hatten wir erneut die Rechnung ohne das tropische Wetter gemacht. Bei der aktuellen Wettervorhersage war es unmöglich den Channel zwischen den Atollen zu durchfahren. So mussten wir uns nicht nur einen Tag sondern einige Tage mit den Wellen im Nord Male Atoll begnügen. Es gibt definitiv schlimmeres.

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Nach ständigem Wetter- und Wellencheck und Tagen des Bangens um unser Projekt, gab unser Kapitän endlich das Go und früh am Morgen legten wir im Nord Male Atoll ab. Nach einer langen Überfahrt hatten wir unseren ersten potentiellen Sehnsuchtsspot erreicht. Allerdings folgte Ernüchterung, denn die erwarteten sauberen Swell Lines zeigten sich eher als schlappe Onshore Bedingungen. Der angekündigte Swell schien hier nicht in seiner Größe und Kraft anzukommen.  Wir hatten auf der Karte einige viel versprechende äußere Riff Pässe entdeckt und waren gespannt, ob dort auch eine surfbare Welle bricht. Und siehe da, wir wurden belohnt. Tatsächlich brach am Riffpass sowohl eine Rechte und auf der anderen Seite eine Linke. Die Rechte sah vielversprechend aus, der Takeoff machbar und danach offenbarte sich eine ordentliche Barrel Section.

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Die größten Sets waren gut overhead und nach dem Takeoff hieß es Speed machen, Rail Grab, Pigdog und ab in die Röhre. Ein paar nette Wipe Outs waren auch dabei und wenn man sich für die falsche Backside Linie entschied, wurde man auf dem Riff ordentlich vermöbelt. Für die Riffschrammen und blauen Flecken wurden wir aber mehr als belohnt.

Am Nachmittag sah der Wind besser aus und wir konnten die Linke auf der anderen Seite ins Visier nehmen. Die Linke sah etwas freundlicher aus und die Aussicht ein paar Turns auf der Frontside, fanden wir ebenfalls nicht so schlecht. Im Wasser merkten wir schnell, dass die äußeren Riffpässe eine andere Liga sind als die inselnahe Riffwellen. Auch hier war richtig Power am Start, steile Takeoffs und schnelle Sections. Aber hatte man die richtige Welle erwischt, konnte man einige Turns ziehen und sich am Ende noch ein kleines Cover-Up abholen.

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Am Tag darauf hatte der Swell noch mal zugelegt. Weder die Rechte noch die Linke sahen sonderlich einladend aus. Also checkten wir die anderen Riff Pässe und fanden eine vielversprechende „kleine“ Right. Es sieht immer kleiner aus als es ist und im Wasser entpuppte sich die „kleine“ Welle in den großen Sets als ordentliche Ansage. Hatte man den schwierigen sucky Takeoff gemeistert konnte man den ein oder anderen Turn setzen und am Ende in die Barrel Section ziehen. Ein Surftraum, zu dritt im Wasser bei Weltklasse Wellen, unfassbar, surfen bis die Arme brennen und kein Stress im Wasser. Am Abend überstanden wir gerade noch das Abendessen und fielen glücklich und kaputt in die Koje.

Endo Surf Malediven

Am nächsten Morgen fanden wir nach einer kurzen Bootsfahrt tatsächlich eine moderate Rechte, in der man Turns aneinander reihen und ohne ernste Konsequenzen unter die Lippe ziehen konnte. Da uns langsam die Zeit davon rannte, legten wir nach der Session direkt ab, um uns eine andere Ecke des Atolls anzusehen. Interessanterweise versprach die Forecast nicht nur den bestimmenden Südostswell, sondern kündigte auch einen großen Swell aus einer anderen Richtung an.

Als unser Boot ordentlich am Rollen war, wussten wir, dass der zweite Swell am Start war. Die Dünung ließ einiges erahnen und wir waren verdammt froh, als unser Boot aus den Wogen heraus war und wir im Riff-Schatten Anker werfen konnten. Was für ein Setting, ein Outer Reef, mit einer gewaltigen Linken und gegenüber eine große Rechte, die vor einer kleinen Insel brach. Bei Sonnuntergang und schwindenden Licht blieb leider nur kurz Zeit um die Linke an der Inside zu testen. Aber wir hatten Blut geleckt und freuten uns schon auf die Morgen Session.

Endo Surf Boattrip

Am Tag darauf hieß es super early Bird, da uns nur noch die eine Session blieb. Wir mussten ja wieder zurück nach Male schippern und unsere Heimreise einläuten. Wir paddelten uns nach und nach immer tiefer, da die Welle am Rand relativ flach im tiefen Wasser im Channel auslief. Je tiefer desto steiler und hohler wurde die Angelegenheit und wir verspürten wenig Lust ein dickes Set auf den Kopf zu bekommen.

Irgendwann wussten wir wo und wie tief man sitzen musste und wir holten uns alle unglaubliche Wellen ab. Endlich eine Linke die richtig feuerte. Was für eine Abschluss Session, unfassbar und fast schon kitschig.

Jetzt sitzen wir glücklich und stoked auf unserem Boot und sind auf dem Rückweg ins Nord Male Atoll. In der Ferne ist Weißwasser und Dünung zu sehen und wir studieren bereits wieder Karten für das nächste Explorer Dudes Projekt. Es gibt definitiv noch einiges zu entdecken da draußen.

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Credits

Text & Bild: Steffen Landgraf, enDo surf