Ein verregneter Sommertag im Juli 2003. Ich hocke mit zusammengekniffenen Augen vor dem Röhrenbildschirm und verfolge das flackernde Finale. Mick Fanning Wins Jbay Open 2016
Rot ist Kelly, blau Damien Hobgood – glaube ich. Die Kommentatoren haben leicht Einen sitzen, die Surfer sind in Pixel gehüllt und ich klebe mit der Nase an der 10x10cm großen Übertragung. Der rote Block zickzackt den Point runter, ich zähle mit: Vierunddreißig, Fünfunddreißig... ,,Alter, wie obermegakrass ist J-Bay?’’ (oder was man als 14 jähriger Grom eben gesagt hat).

Genügsamkeit und Fantasie: Erst habe ich ewig gewartet, bis die Kiste auf Betriebstemperatur war. Dann war ich happy, wenn Billabongs überlastete Seite nicht abschmierte. Selten habe ich wirklich erkannt, was abging. Aber am nächsten Tag auf dem Pausenhof ging es um nichts anderes: ,,Wie obermegakrass ist J-Bay?’’ ,,Sau fett! Immer Double-Overhead! Da müssen wir hin!’’.

Jbay Point Southafrica Sky

Neue Perspektiven vom Point aller Points. (Credit: Schulz/WSL)

13 Jahre später gibt es Action-Cams auf Jetskis, Line-Up Cams an Drohnen und 240fps Super-Slow-Mo Replays. Alles hochauflösend und fast so poliert wie Mick Fannings Technik. Da fällt es eher auf, wenn die Wellen scheiße sind. Und 2016 kommt tourtechnisch einfach nicht in die Gänge. Fiji war gut. Ein Hoffnungsschimmer nach der mittelmäßigsten ersten WSL-Halbzeit seit 1985, als Tom Carroll mit Dauerwelle und Eierkneifer-Shorts die Inland Surfing Championships in kniehohem Chlor-Geschwabbel gewann. Fiji also - Und sonst? Eigentlich sollten die J-Bay Open den Trend doch fortsetzen.

Stattdessen war Kieren Perrow am bitteren Ende der Waitingperiod gezwungen die Finalisten in 2-3ft ,,hohen’’ Rampen rauszuschicken. Klar hätten wir sowas auch alle gerne vor der Haustür. Klar machen John John, Julian, Fanning und Konsorten aus allem Gold. Aber weder Micks horizontaler Geschwindigkeitsrausch, noch Johns Knochenbrecher-Airs in die seichte Endsection sind wirklich J-Bay.

Tom Curren Jbay Classic Style

Tom Curren mit der Definition von zeitlosem Stil. (Credit: Gilley)

Tom Currens zeitlose Lines sind J-Bay. Occys verzögerte Bottomturns sind J-Bay. Slaters Buzzerbeater-Sieg gegen Andy 2005 ist J-Bay.

Außer Mick surften die meisten eher über als in den Wellen, ließen Sections links liegen, sprinteten den Schanzen hinterher und wurde von den Judges für den einen Air belohnt. Ganz unterhaltsam, aber eben nicht J-Bay.

Aber wir sind der WSL ohnehin wumpe. Wir, die Erwartungen an bestimmte Spots haben. Wir, die eine 5.5 von einer 9 unterscheiden können. Wir, die es wagen mitzudenken. ,,You can’t script this’’ skandieren sie, nur um dann die schmalzigste Hollywood Comeback-Story durchzudrücken. Mick Fanning. 2015 noch Auge in Auge mit der Bestie, kehrt ein Jahr später zurück, stellt sich seinem Alptraum und begleicht mit einem Sieg die Rechnung. Nicht ganz so gut, wie die Hai-Attacke letztes Jahr, aber immerhin...

Vielleicht sollte das Finale aber auch die WSL-Version von ausgleichender Gerechtigkeit sein, weil JJF in diesem schrägen Viertelfinale gegen Jordy durchgewunken wurde. Jedenfalls liege ich von Event zu Event mit meiner Sofa-Punktewertung immer weiter daneben. Micks 9,93 soll die beste Welle des Events gewesen sein? Was soll’s, meinetwegen. Er nimmt sich eine Auszeit, surft nur eine Handvoll Events und steht jetzt schon auf Platz 5.

Glückwunsch Mick! Ich gönne es dir trotzdem. Und wie geht’s weiter?

“I’ve already said I’ll go to Trestles, I’ve said that Trestles might be my last event for the year. World Titles aren’t the biggest thing for me anymore.”

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Obermegakrass der Typ! 

 

J-Bay Open Final Results:

1: Mick Fanning (AUS) 17.70
2: John John Florence (HAW) 17.13

J-Bay Open Semifinal Results:
SF 1: John John Florence (HAW) 16.50 def. Josh Kerr (AUS) 14.43
SF 2: Mick Fanning (AUS) 17.10 def. Julian Wilson (AUS) 15.17

J-Bay Open Quarterfinal Results:
QF 1: John John Florence (HAW) 10.70 def. Jordy Smith (ZAF) 10.50
QF 2: Josh Kerr (AUS) 12.94 def. Kelly Slater (USA) 11.97
QF 3: Julian Wilson (AUS) 12.33 def. Gabriel Medina (BRA) 11.93
QF 4: Mick Fanning (AUS) 17.64 def. Filipe Toledo (BRA) 16.40